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1. Die vorchristliche Zeit - S. 73

1877 - Leipzig : Brandstetter
73 2. Als der Knabe im Hause des Kambyses anlangte und sich Zu erkennen gab, da war die Bewunderung und Freude seiner Eltern über alle Maßen. Sie hatten ihn schon längst todt geglaubt. Cyrus konnte nicht genug erzählen und sein drittes Wort war immer die Hirtenmutter, die er sehr lieb gewonnen hatte. Den Astyages verlangte es aber nach seinem Enkel und er ließ ihn und seine Mutter wieder zu sich an seinen Hof kommen. Der Knabe war in der strengen kriegerischen Lebensweise der Perser auserzogen und machte große Augen, als er beim Könige Alles so fein geputzt und geschmückt fand. Selbst der König auf seinem Throne hatte sich Lippen und Wangen, Stirn und Augenbrauen gefärbt. Cyrus sprang, wie er in das Zimmer trat, auf den geputzten Alten zu, fiel ihm um den Hals und rief: „O was ich für einen schönen Großvater habe!" — „Ist er denn schöner als dein Vater?" fragte lächelnd die Mutter. „Unter den Persern," antwortete Cyrus, „ist mein Vater der schönste; aber unter den Medern der Großvater." Dem alten Könige gefiel diese Antwort; er beschenkte den Kleinen reichlich und dieser mußte bei Tische immer neben ihm sitzen. Hier wunderte er sich über die Menge Gerichte, mit welchen die Tische von oben bis unten besetzt wurden. „Großvater" — rief er — „du hast doch viele Mühe, satt zu werden, wenn du von dem Allen essen mußt!" Astyages lachte und sprach: „Jst's denn hier nicht besser als bei euck in Persien?" — „Ich weiß nicht," antwortete Cyrus, — „aber wir werden viel geschwinder und leichter satt. Uns ist Brod und Fleisch genug, um satt zu werden; ihr aber, ach! was braucht ihr für Arbeiten und Umschweife, bis ihr so weit kommt!" Mit Erlaubniß des Großvaters vertheilte nun Cyrus die übrig gebliebenen Speisen unter die Diener und alle bekamen etwas, nur nicht Sakas, der Mundschenk und Liebling des Königs. „Warum bekommt denn dieser nichts," — fragte scherzend der König, — „er schenkt ja den Wein so geschickt ein?" „Das kann ich auch," — erwiederte rasch der Kleine, — „und trinke dir nicht zuvor den halben Becher aus!" Darauf nahm er den Becher, goß Wein hinein und reichte ihn ganz artig dem Könige. „Nun," - sprach der Großvater, „du mußt auch den Wein erst kosten." — „Das werde ich wohl lassen," antwortete der Kleine, — „denn es ist Gift darin, das habe ich neulich bei eurem Trinkgelage wohl bemerkt. Was war das für ein Lärm! Wie habt ihr durcheinander geschrien und gelacht! Die Sänger schrien sich die Kehlen heiser und Niemand konnte sie hören. So lange ihr saßet, prahltet ihr mit eurer Stärke; und als ihr aufstandet, konnte keiner gehen, ihr fielet über eure eignen Füße. Ihr wußtet nicht mehr, was ihr wäret, du, o König, nicht, daß du König, jene nicht, daß sie Unterthanen waren." — „Aber," sprach Astyages, „wenn dein Vater trinkt, berauschet er sich nie?" — „Nie." — „Und wie macht er es denn?" — „Er hört auf zu dürsten, sonst nichts." Wegen solcher und ähnlicher munterer Einfälle gewann Astyages seinen Enkel immer lieber. Er ließ ihn reiten, schenkte ihm die schönsten

2. Die vorchristliche Zeit - S. 94

1877 - Leipzig : Brandstetter
94 auch Uebungen in der Bildung des Geistes, daher unsere Gelehrten-schulen den Namen „Gymnasien" empfangen haben. Der Staat sollte nur aus gesunden und kräftigen Bürgern bestehen. Daher wurde jedes neugeborne Kind erst besichtigt und wenn es zu schwach und kränklich befunden wurde, dem Verhungern ausgesetzt, „weil ja das Leben ein cs gebrechlichen Menschen weder ihm selber, noch dem Vaterlande frommen könne." Die lacedämonischen Ammen warteten die Kinder mit vieler Kunst und Sorgfalt und waren um dieser Vorzüge willen auch im Auslande gesucht. Sie zogen ihre Pfleglinge ohne Windeln auf und ließen ihre Glieder sich frei entwickeln. Auch sorgten sie dafür, daß die Kinder keine Kostverächter wurden, und litten an ihnen keine Unart, noch Furchtsamkeit im Finstern oder in der Einsamkeit. Sobald die Knaben das siebente Jahr erreicht hatten, entzog sie der Staat der elterlichen Erziehung und nahm sie unter seine eigene Aufsicht, denn man hielt die Kinder für ein Gemeingut des Vaterlandes. Von nun an ließ man sie beständig zusammenleben, mit einander essen, spielen und lernen. Lesen und Schreiben lernten sie nur zur Nothdurft; Gehorsam gegen die Oberen, Ausdauer unter den Mühseligkeiten, Sieg im Kampfe — dies waren die ersten und letzten Tugenden. Darum hielt man sie mit den Jahren immer strenger; man ließ sie jederzeit in leichter Kleidung und barfuß gehen, nackend spielen, auch Hitze und Kälte, Hunger und Durst ohne Murren ertragen. Die Streu, auf welcher sie schliefen, mußten sie sich selber zusammentragen und das Schilf dazu, welches am Flusse Eurotas wuchs, mit der bloßen Hand knicken. Selbst die Mädchen härtete man durch Wettlauf und Ringen ab, damit sie einst kräftige Mütter würden. Bei ihren öffentlichen Spielen priesen die Jungfrauen bisweilen die Thaten der würdigsten Jünglinge, oder spotteten auch wohl der Schwachen und Feigen. Weil ein guter Kriegsmann auch gewandt und klug sein muß, leitete man die Knaben frühzeitig zur List und Verschlagenheit. Man gab ihnen sehr karge Kost, damit sie aus den Speisesälen und Obstgärten auf geschickte Art stehlen lernten; wurden sie bei der That aber ertappt, so büßten sie — nicht den Diebstahl, sondern ihr Ungeschick, mit Fasten. Auch wurden sie im Tempel der Diana zuweilen bis auf's Blut gegeißelt, ohne daß sie ihr Gesicht zum Schmerz verzogen. Wie weit ihre Selbstüberwindung ging, kann man daraus entnehmen, daß Einer, der einen Fuchs gestohlen und ihn unter den Falten seines Mantels verborgen hatte, keinen Laut von sich gab, bis er todt niederfiel, weil der Fuchs ihm den Unterleib aufgebissen hatte. Feigheit war die größte Schande und Flucht im Kriege ehrlos. Deshalb gab eine spartanische Mutter ihrem Sohne, als er in den Krieg zog, den Schild mit den Worten: „Mit ihm oder auf ihm!" d. h. entweder sieg' oder stirb! Als eine andere Spartanerin die Nachricht erhielt, ihr Sohn sei gefallen, fragte sie rasch: „Und hat er gesiegt?" Als man ihr das tiejahete, fuhr sie fröhlich fort: „Nun dazu habe ich ihn geboren,

3. Die vorchristliche Zeit - S. 121

1877 - Leipzig : Brandstetter
121 eröffnete ihm nun, matt könne die Flotte der Sacedämonier bei Gythium auf heimliche Weise in Brand stecken und so auf Ein Mal die Seemacht der Spartaner vernichten. Darauf sagte Aristides in der Versammlung des Volkes, die Ausführung des geheimen Planes sei zwar für Athen sehr Vortheilhaft, aber zugleich höchst ungerecht. Im Vertrauen zu dem Gerechtigkeitssinne des Aristides wollten die Athener gar nicht einmal den Plan des Themistokles erfahren und derselbe unterblieb. Da es aber dem Aristides nicht an Feinden fehlte, so brachte es endlich Themistokles dahin, daß er durch den Ostracismus (das Scherbengericht) auf zehn Jahre aus Athen verbannt wurde. Aristides war selbst in der Volksversammlung, in welcher seine Verbannung beschlossen wurde. Da nahete sich ihm ein Landmann mit der Bitte, er möchte den Namen „Aristides" auf das Täfelchen schreiben, das zur Aufgabe der einzelnen Stimmen diente. Aristides nahm das Täfelchen und sprach: „Was hat dir denn Aristides zu Seide gethan, daß du ihn verurtheilen willst?" Der Landmann antwortete: „Nichts, ich kenne den Mann nicht einmal; nur verdrießt es mich, daß man ihn immer den Gerechten nennt." Darauf schrieb Aristides seinen Namen auf die Scherbe und gab sie dem Manne. Als er die Stadt verließ, erhob er seine Hände gen Himmel und flehte, daß doch die Götter nie eine Zeit möchten eintreten lassen, wo die Athener genöthigt wären, seiner zu gedenken*). Nach einigen Jahren schon ward Aristides wieder zurückgerufen und leistete dem Vaterlande große Dienste. Er ordnete mit der größten Uneigennützigkeit die jährlichen Geldbeiträge der Verbündeten und legte die ganze Bundeskasse in Delos unter dem Schutze des Tempels nieder. Von diesem schwierigen Geschäft ging der edle Mann so artn fort, als er gekommen war. Er starb so arm, daß er nicht aus eigenen Mittel begraben werden konnte und seine Tochter mußten vom Staate genährt und ausgestattet werden. Sokrates **)» 1 Charakterschilderung. Sokrates wurde im Jahre 469 v. Chr. geboren. Sem Vater war ein Bildhauer zu Athen, seine Mutter eine Hebamme. Frühzeitig kündigte sich die hohe und eigenthümliche Bestimmung des Knaben an. Eine Sage erzählt, daß gleich nach seiner Geburt der Vater einen Orakelspruch er-hielt, welcher ihm befahl, den Knaben Alles, was diesem einfiel, thun zu *) Luc. 23, V. 41. **) Nach F. Bäßler.

4. Die vorchristliche Zeit - S. 133

1877 - Leipzig : Brandstetter
133 daß ihr nur das erwähnt, woran das Glück gleichen Antheil hat mit mir, und was schon vielen Feldherren begegnet ist; das Schönste und Beste habt ihr jedoch vergessen — kein Athener hat meinetwegen ein Trauergewand angelegt." — Alcib i a d e ö. 1. Alcibiades stammte aus einem reichen und edlen Geschlechte, das bis auf den Telamonier Ajax hinausreichte, und war verwandt mit Perikles, der nach dem Tode seines Vaters die Vormundschaft über ihn führte. Die Natur hatte den Alcibiades mit den glänzendsten Gaben des Körpers und der Seele ausgestattet; er besaß eine sehr schöne Gestalt, einen lebhaften, durchdringenden Geist, eine einschmeichelnde Stimme, die durch ein leises Anstoßen mit der Zunge — er konnte den Buchstaben R nicht gut aussprechen — nur um so lieblicher ward. Dagegen hatte er aber auch jenen Leichtsinn und jenen ausgelassenen Muthwillen, der überhaupt ein Zug des athenischen Volkes war. Bei solchen Gaben war es kein Wunder, daß er schon als Knabe die Aufmerksamkeit der Athener auf sich zog und manche witzige Aeußerung, mancher lose Streich wird von ihm erzählt. Einst übte er sich mit einem stärkeren Knaben im Ringen, und um nicht zu unterliegen, biß er ihn in den Arm. Als sein Gegner ihn mit den Worten schalt: „Alcibiades, du beißest ja wie die Weiber!" antwortete dieser: „Sag' lieber, wie die Löwen!" — Ein andermal spielte er mit mehreren andern Knaben Würfel auf der Staße und er war gerade am Wurf, als ein Wagen gefahren kam. Alcibiades bat den Fuhrmann, ein wenig zu warten; da dieser aber nicht auf ihn hörte, legte er sich mitten auf die Straße, quer vor die Pferde und sagte: „Nun fahre zu, wenn du willst!" Der Fuhrmann mußte umwenden. — Alcibiades war lernbegierig und seinen Lehrern folgsam, nur gegen die Flöte zeigte er einen großen Widerwillen, weil sie das Gesicht entstelle und nicht gestatte, daß der Spielende dazu singe. „Die Kinder der Thebaner" — meinte er — „mögen Flöte blasen, denn sie verstehen nicht zu reden." Er theilte seine Abneigung gegen dies Instrument seinen Gespielen mit und brachte es völlig in Verruf. — Einst wollte er seinen Vormund Perikles besuchen, erfuhr aber vor der Thür, daß Perikles beschäftigt sei und eben darüber nachdenke, wie er den Athenern Rechenschaft ablegen wolle. „Wäre es nicht besser" — sagte Alcibiades — „darüber nachzudenken, wie er ihnen keine Rechenschaft abzulegen brauchte?" Als Jüngling war er innig befreundet mit dem weisen Sokrates, der den sonst leichtsinnigen und übermüthigen Alcibiades so für sich zu gewinnen wußte, daß er wißbegierig seine Lehren anhörte und ruhig den Tadel des Meisters über sich ergehen ließ. So lange Alcibiades bei dem Sokrates war, faßte er die besten Vorsätze; kam er aber unter das Volk,

5. Vaterländische Geschichte - S. 4

1900 - Berlin : Nicolai
Kopfhaut eines Urs mit den Hörnern. Durch wilden Schlachtgesang wurde der Kampf eingeleitet. Gewöhnlich schloffen sich die Krieger nach ihrer Verwandtschaft zusammen; die Stärksten kämpften in den vordersten Reihen. Ihr Mut war unbesieglich. In der Hitze des Gefecht» verzichteten sie auf jede Schußwaffe und warfen sich bloßen Seines auf den Feind. Treu waren sie ihren Genossen, tren dem Führer; den letzteren im Stiche zu lassen, galt als die größte Schande. Eigenartig wurden ihre Kriegszüge oft dadurch, daß sie mit Weib und Kind in die Ferne zogen. Alsdann nahmen nicht selten auch die Frauen am Kampfe teil, feuerten die weichenden Männer zu neuem Vorgehen an und ergriffen zuletzt selbst die Waffeu, um streitend mit den Ihrigen zu sterben. f 5. Innere Eigenschaften. Erziehung der Kinder. Mut und Tapferkeit, Treue und Redlichkeit gegen Freund und Feind waren die hervorstechendsten Eigenschaften unserer Vorfahren. „Hier hast Du meine Hand darauf", sagte man zur Bekräftigung der Rede, und der Handschlag galt soviel als ein Eidschwur. Daneben rühmt man allgemein an den alten Germanen ihre Keuschheit, ihre Verehrung der Alten und der Frauen, ihre Frömmigkeit und Gast-fteuudschaft. Die letztere erstreckte sich nicht nur auf Einheimische, sondern auch auf Fremde. „Einem Menschen das schützende Obdach zu verweigern, gilt als gottlos." Dem Scheidenden wurden in der Regel Geschenke überreicht. Waren in einem Hause die Vorräte aufgezehrt, so begab sich der Besitzer mit seinem Gaste zum Nachbar, und beide wurden mit Freudeu aufgenommen und bewirtet*). Aber auch abstoßende Laster wohnten unseren Vorfahren imte. Sie lagen gern müßig auf der Bärenhaut, berauschten sich an Bier und Met und gaben sich dem Würfelspiel mit solcher Leidenschaft hin, daß sie nicht nur sich selbst und ihr Hab und Gut, sondern auch Weib und Kind auf einen Wurf setzten. Ihre Treue aber bewährte sich auch bei dem verhängnisvollen Spiel. Wer seine Freiheit verloren hatte, der ließ sich ohne Widerstreben das Haar scheren und Zog mit Weib und Kind in die Knechtschaft. Die Erziehung der Kinder lag anfangs ganz in der Hand der Mutter. Sie hielt die Kleinen zu Sittsamkeit und Wohlanständigkeit an, erzählte ihnen von den Göttern und Helden und sang ihnen die alten deutschen Weisen vor. Früh nahm die heranwachsende Tochter teil an den Geschäften der Haushaltung, der Sohn aber wurde vom Vater in allen Leibesübungen (im Reiten, *) Lied: „Ich hab' mich ergeben" von Maßmann.

6. Vaterländische Geschichte - S. 98

1900 - Berlin : Nicolai
98 t f) Luthers Häusliches Leöen. Sem Aod. 1. Luthers Ehe mit Katharina von Bora war eine sehr glückliche. Sein Haus war die Stätte, an der er sich immer wieder erfrischte und aufrichtete. Seine Frau nannte er nur die „liebe Käthe". Besondere Freude bereiteten ihm seine Kinder, die er mit der zärtlichsten Liebe umfaßte. Gern ergötzte er sich an ihren Spielen und Vergnügungen und knüpfte an sie sinnige Betrachtungen. Wie kindlich er mit den Kleinen zu reden wußte, zeigt uns der bekannte Brief an sein vierjähriges Söhnchen Hans. — Da Luther nur ein geringes Einkommen bezog und dabei sehr wohlthätig war. hatte er oft selbst nichts. Seine Lebensweise war sehr einfach. Bei den Mahlzeiten liebte er fröhliche Unterhaltung. Die Musik hielt er sehr hoch. Er selbst spielte die Laute und sang gern dazu. — Neben den glücklichen Zeiten stehen aber auch Tage der Trübsal und Sorge. Luther selbst war wiederholt krank. Sein ältestes Töchtercheit starb schon im zartesten Alter, seine geliebte Magdalena kurz vor ihrer Konfirmation. Als sie begraben wurde, sagte er zu den Leidtragenden: „Ich habe eine Heilige gen Himmel geschickt; o hätten wir einen solchen Tod". 2. Mit tiefem Schmerz sah Luther, wie sein Werk die Fürsten und Volker entzweite. Sein Wunsch. Gott möge ihn vor dem Ausbruch eines Krieges zu sich nehmen, ging in Erfüllung. Im Jahre 1546 riefen ihn die Grasen von Mansfeld nach Eisleben, damit er in einem Erbschaftsstreit das Schiedsrichteramt übernehme. Er folgte dem Rufe, kam aber infolge einer Erkältung auf der Reife krank in Eisleben an. Die Krankheit machte rasche Fortschritte. Fromm wie er gelebt hatte, starb er am 18. Februar, nachdem er zuvor erklärt hatte, daß er auf feine Lehre sterben wolle. Gemäß dem Befehl seines Kurfürsten wurde die Leiche nach Wittenberg gebracht und unter großer Teilnahme des Volkes in der Schloßkirche beigesetzt. Hier zeigt eine mit einer Inschrift versehene Messingplatte die Stelle, wo die Gebeine des großen Reformators an der Seite feines Freundes Melanchthon, der 14 Jahre später starb, ruhen. Xxi. Die Religionskriege. a) Per schmalkaldische Krieg (1547). 1. Veranlassung. Mit dem Beistand der Evangelischen hatte Kaiser Karl V. den König Franz I. von Frankreich besiegt. Von nun an war fein Bestreben darauf gerichtet, der protestantischen Stände

7. Vaterländische Geschichte - S. 211

1900 - Berlin : Nicolai
211 würde, auf den Bergen die Feuerzeichen gebrannt hätten, raffte sich jedermann auf und griff zu dm Waffen." Der Bauer verließ seinen Hof, der Handwerker die Werkstatt, der freie Bürger seine stille Behausung: die breite Masse des Volkes strömte herbei. „Es war nur eine Stimme, eiu Gefühl, eiu Zorn, eine Liebe: das Vaterland zu retten, Deutschland zu befreien und den französischen Übermut ein-zuschräuken. — Jede Stadt, jeder Flecken, jedes Dorf schallte von Kriegslust und Kriegsmusik und war in einen Übungs- und Waffenplatz verwandelt, jede Feueresse ward eine Waffenschmiede." Das verarmte Land mit kaum fünf Millionen Einwohnern stellte ein Heer auf von mehr als 270 000 Mann. „Alle Unterschiede von Ständen und Klassen, von Altern und Stufen waren vergessen und aufgehoben; jeder demütigte sich und war bereit zu dem Geschäfte und Dienste, zu dem er der brauchbarste war. — Was die Männer so unmittelbar unter den Waffen und für die Waffen thaten, das thaten die Frauen durch stille Gebete, brünstige Ermahnungen, fromme Arbeiten, menschliche Sorgen und Mühe für die Ausziehenden, Kranken und Verwundeten." Zur Beschaffung der Verpflegung, Bekleidung und Bewaffnung der zahlreichen Mannschaften begann ein rührender Wetteifer. Wer kein Geld hatte, gab Geldeswert. Unzählige Eheleute und Verlobte gaben ihre goldenen Ringe her und nahmen dafür eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen 1813." In manchen Gegenden galt es für eine Schande, wenn ein Haushalt nach dem Kriege noch Silberzeug besaß. Ein schönes Beispiel der Opferfreudigkeit gab Ferdinande von Schmettau. Da sie gar nichts zu geben hatte, ließ sie sich ihr herrliches Haupthaar abschneiden und brachte den Erlös in die öffentliche Kasse.' Einzelne Jungfrauen beteiligten sich sogar in Manneskleidung an den Feldzügen. Die Vereine, allen voran der Franenverein, thaten unablässig ihre Schuldigkeit. Wie der Köuig wünschte, daß in jeder Kirche durch eine Gedächtnistafel die Namen der ruhmvoll gefallenen Landeskinder bewahrt werden möchten, so ordnete er auch an, daß die ausgehobenen Wehrmänner vom Sammelplatze sogleich zu einer kirchlichen Feier geführt werden sollten. Am 27. März fand vor dem Schlosse zu Berlin (im Lustgarten) die Einsegnung des Yoch'chen Korps statt. Nachdem der Geistliche geendet hatte, hielt der Führer eine eindringliche Ansprache und schloß: „Ein unglückliches Volk sieht mich nicht wieder." „Und das soll ein Wort sein", scholl es ihm von allen Seiten entgegen. Der Dichter sang: 14*

8. Vaterländische Geschichte - S. 213

1900 - Berlin : Nicolai
213 „Frisch auf, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen, Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht. Du sollst den Stahl in Feindes Herzen tauchen; Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen, Die Saat ist reif, ihr Schnitter, zaudert nicht!" Auf jeber Rast und jeber Beiwacht entstaub eins seiner herrlichen Kriegslieber. Den Sang von der Eisenbraut*) auf den Lippen, bezeugte er durch einen tapferen Reitertob den Ernst feiner Gefühle für die Befreiung Deutschland. Zwei fübbeutfche Sänger — Rücfert und Uhlanb — stimmten mit ein in den begeisterten Chor der oaterlänbifchen Dichtung. Des ersteren „2becfstimmen zum Völkerfrühling", seine geharnischten Sonette, vermochten leiber die Masse des Volkes außerhalb Preußens ebensowenig aufzurütteln, wie der „Aufruf an die Deutschen", den die verbünbeteu Monarchen (am 26. März von Misch aus) erließen. Deshalb war der teutsche Befreiungskrieg in feiner ersten, schwereren Hälfte ein Kampf Preußens „gegen die von Frankreich beherrschten brei Viertel der beutfchen Nation." Yiii. Die Befreiungskriege. „Mit Gott für König und Vaterland." t a) Der erste Befreiungskrieg. 1813—14. 1. Beginn des Krieges. Die ersten Schlachten. Nach Empfang der preußischen Kriegserklärung orbnete Napoleon eine verstärkte Truppenaushebung in seinen ausgebauten Staaten an. Schon nach wenigen Wochen zog ein wohlgerüstetes Heer über den Rhein. Die Fürsten des Rheinbunbes stellten Hilfstruppen. Bereits im April staub ein ansehnliches Heer in Sachsen kriegsbereit. Nur eine verhältnismäßig kleine Truppenmacht konnten ihm die Verbünbeteu Zunächst entgegenstellen. In der Ebene von Leipzig trafen die feinblichen Heere oufeincmber (2. Mai). Besonbers um das Dorf Groß-görscheu würde mit Erbitterung gekämpft. Die junge preußische Macht bewährte sich herrlich. Zwar wichen die vereinigten Streitkräfte Zuletzt der feinblichen Übermacht; aber Napoleon behielt nichts als ein schwer erstrittenes, blutiges Schlachtfelb. Ein schmerzlicher Ver- *) „Schwertlied" von Körner; er starb am 26. August, in dem Gefechte bei Gadebusch von einer Kugel tödlich getroffen, und wurde bei dem Dorfe Wöbbelin unter einer alten Eiche bestattet.

9. Vaterländische Geschichte - S. 89

1900 - Berlin : Nicolai
89 t Xx. l)r. Martin Luther und die Reformation. a) Die Workäufer der Weformation. Gegen die Mißbräuche, die sich in die Kirche eingeschlichen hatten, wurde schon seit dem Ausgange des 12. Jahrhunderts angekämpft. Nur durch die größte Strenge gelang es der Kirche, die „Irrlehre" oder die „Ketzerei" niederzuhalten. Als Petrus Waldus, ein Kaufmann in Lyon, anfing, seine auf die Bibel gegründete Lehre zu verbreiten, wurde er aus seiner Heimat vertrieben und gegen seine Anhänger im südlichen Frankreich ein Kreuzzug unternommen, dem Tausende zum Opfer fielen. Johann Wiclef, Lehrer an der Universität zu Oxford, der gegeu die Mißbrauche, vor allem gegen den Ablaß und den Reliquiendienst, unerschrocken Zeugnis ablegte, wurde seines Amtes entsetzt; nach seinem Tode riß man seine Gebeine aus dem Grabe und warf sie in den Fluß. — Johan n Huß und sein Freund Hieronymus von Prag besiegelten die Lehre, daß allein der Glaube selig macht und die heilige Schrift die Grundlage unseres Glaubens bildet, mit dem Tode. Durch keine menschliche Macht indes läßt sich die Wahrheit unterdrücken. Das Werk jener Männer nahm Dr. Martin Luther auf und führte es glücklich zum Ziele. t Tb) Luthers Knlwicketungsgang. 1. Seine Jugend. Martin Luther, eines Bergmanns Sohn, wurde am 10. November 1483 zu Eisleben geboren. Alle Erinnerungen seiner Kindheit haften jedoch an der alten Bergmannsstadt Mansfeld mit dem Grafenschloß über den hügeligen Straßen, wohin sein Vater bald nach seines Sohnes Geburt gezogen war. Die meisten Nachrichten aus seiner Kindheit verdanken wir ihm selbst; denn er erzählte gern von seinen strengen Lehrern und Eltern. Letztere waren anfangs sehr arm, gelangten aber allmählich zu Wohlstand und Ansehen. Zuerst ging der kleine Martin in die Ortsschule, im 14. Lebensjahre zog er nach Magdeburg, um die lateinische Schule zu besuchen; seht Brot verdiente er sich nach damaliger Sitte mit anderen armen Schülern durch Singen vor den Thüren. In Eisenach, wohin er schon nach einem Jahre übersiedelte, nahm ihn die Frau von Cotta wegen seines andächtigen Gesanges in ihr Haus auf. Die schöne Wartburgstadt mit ihren sonnigen Thälern und dunklen Waldungen nannte er später seine „liebe Stadt." 2. Auf der Universität. 1501 bezog Luther die Erfurter Universität.

10. Vaterländische Geschichte - S. 197

1900 - Berlin : Nicolai
197 ihre Bedürfnisse. Handel und Verkehr lagen darnieder; denn die Kontinentalsperre (Abschluß Englands vom Festlande) hob Ein- und Ausfuhr auf. Die Fabriken standen still, die Bankerotte häuften sich, die Zahl der Armen wuchs zum Erschrecken. t It. Friedrich Wilhelm Iii. (1797—1840) und seine Gemahlin Luise. Groß war der Schmerz des jungen Königs und seiner unglücklichen Gemahlin über den Zusammenbruch des Staates. Erst 27 Jahre alt, hatte er im Jahre 1797 nach dem Tode seines Vaters den Thron bestiegen. Seine bürgerliche Einfachheit und Offenheit, seine Biederkeit und Frömmigkeit erwarben ihm rasch die Liebe seines Volkes, das ihn den „Gerechten und Geliebten" zu nennen Pflegte. Seiner friedlichen Gesinnung war der Krieg, der die Wohlfahrt des Volkes stört, zuwider. Wie seine Ratgeber, so hoffte auch er, den eroberungssüchtigen Korsen durch Nachgiebigkeit zu gewinnen. Nur widerwillig stimmte er den Gebietsveränderungen, die ihm Napoleon aufdrang, zu. Endlich aber trieben ihn Napoleons Ränke, die seinem unbegrenzten Ehrgeiz entsprangen, zu der verhängnisvollen Kriegserklärung. Die unvergeßliche Königin Luise, die Tochter des Herzogs von Mecklenburg-Strelitz, wurde am 10. März 1776 geboren. Schon als Kind lieferte sie Beweise ihrer Herzensgüte. Die Hütten der Armen aufzusuchen und den Bedürftigen wohlzuthun, war ihre größte Freude. Als sie zur lieblichen Jungfrau erblüht war, lernte sie der Kronprinz von Preußen zu Frankfurt a. M. kennen und lieben. In der ländlichen Stille des Gutes Paretz verlebte das vermählte Paar glückliche Tage. Mit Vorliebe ließ sich Luise „die gnädige Frau vou Paretz" nennen. Die fürstliche Ehe war ein leuchtendes Vorbild echt christlichen Familienlebens. Bald aber kamen die Tage der schweren Prüfung. Als Luise nach der unglücklichen Doppelschlacht auf ihrer Flucht nach dem Osten in Schwedt mit ihren Kindern zusammentraf, sagte sie ihnen Worte, die tief in die Seele der Kinder fielen: „Ihr seht mich in Thränen. Ich beweine den Untergang meines Landes. Es giebt keinen preußischen Staat, keine preußische Armee, keinen Nationalruhm mehr. Rufet künftig, wenn Eure Mutter und Königin nicht mehr lebt, diese unglückliche Stunde in Euer Gedächtnis zurück. Aber begnügt Euch nicht mit Thränen allein. Handelt, entwickelt Eure Kräfte! Suchet
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